Umbau Magura HS33



Undichte Magura HS33 Baujahr 2011

Nachdem ich mit meinem Rad nun ca. 18.000 km auf etlichen Radtouren zurück gelegt habe, ist inzwischen meine original am Rad verbaute Magura HS33 (Model 2011) undicht geworden und auch am Bremsgriff hat sich ein Spiel entwickelt, der Bremsgriff bewegte sich nach Loslassen des Griffs nicht mehr in die Ausgangsposition zurück.

Bereits im Frühling 2015 entlüftete ich beide Bremsen für die kommende Radsaison und in der Vorderbremse war relativ viel Luft enthalten, in der Hinterbremse kaum. Nachdem ich beide Bremsen entlüftet hatte, funktionierte auch wieder die Kompensationsschraube für den Bremsbelagverschleiß an beiden Bremsen. Auch war an beiden Griffen der Druckpunkt deutlich spürbar und die Bremsbeläge bewegten sich schon bei leichter Betätigung des Bremshebels synchron mit.

Nach der Radsaison 2015 wechselte ich neue Bremsbeläge und ich musste feststellen, dass bei zurückdrehen der Kompensationsschraufbe der Vorderbremse der Hebel abermals Spiel hatte. An den Anschlüssen der Bremsleitung zwischen Geberkolben am Griff und Nehmerkolben an der Bremse waren leichte Ölspuren. Somit entlüftete ich die Bremse ein zweites mal und ich musste nach Entlüften feststellen, dass der Bremsgriff der Vorderbremse ein dauerhaftes Spiel hatte und kein Druckpunkt mehr da war.

Mit dieser Bremse bin ich noch ca. zwei Wochen gefahren und dann habe ich feststellen müssen, dass fast gar keine Bremswirkung mehr verfügbar war. Somit entschloss ich mich zum Umbau meiner Bremsanlage.

Magura HS 33 Raceline Tomac Edition

An meinem Vorgängerfahrrad hatte ich schon eine Magura HS33 verbaut, es handelte sich um die Magura HS33 Raceline in neongelb.

Mit dieser Bremsanlage war ich immer sehr zufrieden und diese leistete mir auch die letzten 10 Jahre, in denen ich das Fahrrad in Benutzung hatte, zuverlässige Dienste, ohne dass ich diese Bremse auch nur einmal entlüften musste oder dass diese irgend welche Spuren von Undichtigkeit hatte.

Damals wurde meiner Meinung nach eben noch robuste Technik "Made in Germany" produziert, an der auch wenig Kunststoff verbaut wurde.

Das neue Modell der HS 33 (Modell 2016) konnte mich nach dem baldigen Defekt meiner Bremsanlage nach 5 Jahren nicht mehr ganz überzeugen. Somit wurden in den letzten Jahren an den Magura Bremsanlagen immer mehr Kunststoffteile verbaut, Gewichtsoptimierungen und Materialeinsparungen wurden durchgeführt und teilweise wurde die Technik sehr verspielt (Entlüftung der Bremsanlage).

Somit war mein Gedanke, an meinem Fahrrad wieder alte und robuste Technik einzusetzen und ich entdecke bei ebay eine ungebrauchte Magura HS33 Bremsanlage, Baujahr 1998, Sonderedition raceline Taomac.

Diese hatte zwar einen Liebhaberpreis, der ein ganzes Stück über der von einer neuen Bremsanlage Baujahr 2016 lag und auch die Entlüftung dieser Bremsanlage ist nicht ganz einfach, aber allein die Robustheit der Bremsgriffe (komplett Metall), die gut zugängliche rote Kompensationsschraube zum Ausgleich des Bremsbelagsverschleißes sowie die knallrote Farbe rechtfertigten für mich diesen Aufpreis.

Und somit bezog ich diese ungebrauchte "Retrobremsanlage" original verpackt und ungebracht!


Kombination zweier Bremsanlagen

Auch die Magura HS33 Raceline Edition hatte meiner Meinung und Erfahrung nach eine Schwachstelle, dies war die Befestigung der Bremskolben am Rahmen, die nebenan abgebildet ist.

Hier stützten sich die Bremskolben an der Gabel und des Rahmens mit Hilfe der silberfarbigen Aluminiumzapfen ab; damit wurde die Gegenkraft zu der Kraft der Bremsbacken auf die Felge erzeugt. Zum einen waren die Zapfen nur anliegend am Rahmenrohr und scheuerten daran bzw. pressten diesen punktuell und die geometrische Anordnung des Kraftflusses war (auch in Verbindung mit den farbigen Brakeboostern) nicht ganz optimal.

Der größere Nachteil war, dass diese Halterung auch gern Risse in den Aluminiumteilen bekam, was bei meiner alten Bremsanlage auch der Fall war. Besonders auch, wenn man die Befestigungsschrauben fest anzog und dann noch zusätzliche Kräfte während des Bremsvorgangs auf die Halterung wirkten.

Daher war mein Entschluss, die Magura HS33 Raceline Baujahr 98 mit der Magura HS33 Baujahr 2011 zu kombinieren und aus beiden Bremsen die technisch ausgereiftesten Teile zu Verbauen. Somit besteht bei meiner Kombilösung die hydraulische Anlage aus der der Magura HS Raceline und die Befestigung aus der Magura HS33 Baujahr 2011 mit modifiziertem Brakebooster der HS 33 Raceline.

Magura HS 33 Kombinationsbremsanlage

Umbau der Bremsanlage

Auf dem obersten Bild kann man den in meinen Augen gelungenen Umbau sehen.

Vor allem gefällt mir bei dieser Lösung auch die rote Farbe an den Bremsgriffen sowie den Brakeboostern, das ganze hat etwas Retrolook!

Der Umbau ging soweit problemlos von statten nur das Einstellen der Bremsanlage erwies sich als sehr zeitaufwändig. Da es sich bei dieser Lösung um keine Standardlösung handelt und ich auch teilweise bestehendes am Rad mit neuen Teilen kombiniert habe, habe ich zu diesem Umbau auch keine Montageanleitung auf meiner Homepage erstellt. Wer aber dazu Fragen hat, kann sich gern an mich persönlich wenden und mich dazu kontaktieren.

Eine Anpassung habe ich am Brakebooster (von der Magura HS33 Baujahr 98) machen müssen, da hier Löcher mit ca. 9mm vorhanden waren, durch die aber nur eine M5 Schraube durchgeführt wird. Deshalb stellte ich hier Distanzhülsen her (aus Aluminium) welche ich in den Booster einpresste. Anschließend benötigte ich noch zusätzliche Unterlagscheiben, um die Brakebooster mit den vorhandenen Schrauben festzuklemmen.

Nun befindet sich an der Befestigung der Bremszylinder rückseitig (an der Gabel und am Rahmen) der EVO2 Adapter von der Magura HS33 2011 Bremsanlage und auf der Vorderseite der Brakebooster der Magura HS 33 Baujahr 98. Damit wird ein sehr steifer Aufbau erzielt und die resultierenden Kräfte beim Betätigen der Bremsanlage werden gut aufgenommen.

Der Druckpunkt ist sehr deutlich spürbar, die Bremswirkung enorm und auch kein Quietschen (resultierend aus Schwingungen) ist mehr vorhanden.

Nachteilig bei diesem Aufbau ist lediglich, dass der Bremszylinder mit dem Schnellspannhebel nicht mehr ganz so schnell entnommen werden kann, da der Brakebooster beidseitig verschraubt ist.

Auf den folgenden Bildern ist der Umbau noch mal im Detail dargestellt.

Die beiden roten Bremsgriffe in Vollmetallausführung, erkennbar ist hier die gut zugängliche Stellschraube zum Bresbelagsverschleißkompensation, die hydraulischen Schläuche wurden bezüglich der Länge an die Geometrie des Fahrrads angepasst.

Der Aufbau der vorderen Bremsanlage, vorne ist die Befestigung des Brakeboosters zu erkennen (mit zusätzlicher Unterlagscheibe auf der M5 Schraube und nicht sehbarer Adapterhülse), rückseitig ist der EVO 2 Adapter der HS33 Bremsanlage Baujahr 2011 erkennbar.

Frontansicht der Bramsanlage, die Adapterhülse am Brakebooster ist auf der linken Seite eingepresst worden, auf der rechten Seite befindet sich ein passendes Langloch für eine M5 Schraube zum Einstellen der Position.

Auch der Son Edelux mit Reflektor konnten bei dieser Bremsanlage ohne Modifikation weiter benutzt werden.

Aufbau der Bremsanlage am Hinterrad, dieser ist analog zu dem am Vorderrad. Auch hier konnte der Tubus Logo-Gepäckträger ohne Modifikation weiter verwendet werden.


Update Februar 2016

 

Auf Grund einiger technischer Nachfragen zu Details des Bremsumbaus der Magura HS33 (speziell zu der Adapterscheibe) möchte ich diese nachträglich im Detail beschreiben.

Die Adapterscheibe und deren Einbausituation ist auf dem folgenden Bild dargestellt. Die Scheibe aus Aluminium (Außendurchmesser 8,7mm, Innendurchmesser 5,2mm, Dicke 2,5mm) dient als Zentrierung der M5 Innensechskantschraube an der Halterung des Bremszylinder. Somit ist der Brakebooster der HS33 Raceline sehr fest eingespannt (in definierter Position) und durch die Adapterhülse an der Schraube mit einer sehr kleinen Toleranz zentriert. Dies ermöglicht einen sehr definierten Bremspunkt und der Brakebooster gerät nicht in Schwingung.

Nachteilig bei diesem Aufbau ist der Bremsbelagwechsel, der nur mit Werkzeug erfolgen kann, mit dem der Brakebooster an einer Seite losgeschraubt wird.

Eine Alternativlösung wäre beide Scheiben auf dem Bild an der Zylinderschraube wegzulassen und den Brakebooster lediglich am Schraubenkopf einzuhängen.

Allerdings wäre bei dieser Lösung der Bremspunkt nicht mer ganz so definiert (auf Grund von Spiel am Schraubenkopf, Nachgiebigkeiten und Verwindungen) und auch der Brakebooster könnte leichter ins Schwingen geraten und Geräusche entwickeln.

Allerdings habe ich diesen Aufbau noch nicht untersucht, vielleicht kann mir hier jemand über seine Erfahrungen nach Test damit berichten.